The Forest ist ein 2018 veröffentlichtes Survival-Horror-Computerspiel des kanadischen Entwicklers Endnight Games. Der Spieler schlüpft darin in die Rolle eines Flugzeugabsturz-Überlebenden auf einer abgelegenen Halbinsel. Hier muss er sich auf der Suche nach seinem Sohn gegen Umwelteinflüsse und dort lebende Kannibalenstämme behaupten. Der Titel verbindet Elemente des klassischen Survival-Horror-Genres mit denen eines Open-World-Survival-Spiels.
Vor seiner offiziellen Veröffentlichung für Microsoft Windows am 30. April 2018 war das Spiel bereits vier Jahre lang über ein Early-Access-Programm spielbar. Am 6. November 2018 folgte eine Portierung für PlayStation 4. The Forest hat sich weltweit über 5 Millionen Mal verkauft. Mit Sons of the Forest wurde 2019 ein Nachfolger angekündigt, der im Februar 2023 für Windows erscheinen soll.
Das Spiel beginnt mit einer Zwischensequenz in einem Passagierflugzeug. Der Spieler nimmt die Ich-Perspektive des Eric LeBlanc ein, der neben seinem schlafenden Sohn Timmy im Flugzeug sitzt. Nach plötzlichen Turbulenzen stürzt das Flugzeug nachts auf einer abgelegenen, bewaldeten Halbinsel ab. LeBlanc verliert zunächst das Bewusstsein. Als er im Flugzeugwrack allmählich zu sich kommt, steht ein Angehöriger des auf der Insel ansässigen Kannibalenstamms vor ihm und hält Timmy im Arm. Mangels Orientierung und geschwächt durch den Absturz ist LeBlanc unfähig zu reagieren. Die Kannibalen nehmen Timmy mit und LeBlanc fällt erneut in Ohnmacht. Als er wieder zu Bewusstsein kommt, scheint die Sonne. Er ist in der Lage, sich im Wrack der Passagiermaschine umzusehen und dieses zu verlassen. Ab hier kann sich der Spieler als Eric LeBlanc frei bewegen und muss, um die Suche nach Timmy aufzunehmen, zunächst die Umgebung erkunden und das eigene Überleben sicherstellen.[1]
Auf der ganzen Insel verteilt finden sich weitere Wrackteile und Gepäckstücke aus dem Flugzeug sowie Hinweise auf andere überlebende Passagiere, wie provisorische Zeltlager. Unter der Insel befinden sich weitläufige Höhlensysteme, die durch über die Insel verteilte Eingänge zugänglich sind. Tagsüber ziehen sich die Kannibalen in diese Höhlen zurück, die LeBlanc nun nach Hinweisen auf den Verbleib seines Sohnes und der anderen Passagiere absucht.[1]
Im weiteren Verlauf der Handlung macht LeBlanc den Entführer seines Sohnes, Dr. Matthew Cross, ausfindig. Dieser arbeitete an fehlgeschlagenen wissenschaftlichen Experimenten auf der Insel, die zum Ausbruch diverser Mutationen unter den Eingeborenen führten. Er scheitert jedoch zunächst beim Versuch den Wissenschaftler davon abzuhalten, Timmy in einem Ritual zu opfern, um seine eigene Tochter wiederbeleben zu können. Nachdem LeBlanc Dr. Matthew Cross tot auffindet, opfert er gleichermaßen die Tochter des Forschers, um seinen eigenen Sohn wiederzubeleben, was nicht gelingt. Mithilfe eines EMP-Gerätes kann LeBlanc einen weiteren Flugzeugabsturz auf der Insel herbeiführen, um ein weiteres menschliches Opfer zur Wiederbelebung seines Sohnes erbringen zu können. Zusammen mit dem so wiederbelebten, aber entmenschlichten Timmy, gelingt es LeBlanc, der Insel zu entkommen.[2] Alternativ entscheidet sich der Spieler, keinen weiteren Flugzeugabsturz zu erzwingen, um nicht weitere unschuldige Leben zu opfern. In diesem Fall findet LeBlanc sich mit seinem einsamen Leben auf der Insel ohne Sohn Timmy ab.[3]
The Forest wird aus der Egoperspektive gespielt. Ziel des Spiels ist das Überleben gegen den Einfluss von Hunger, Durst, Wetterlagen und insbesondere in der Nacht angreifende Kannibalen und Mutanten auf einer frei begehbaren Halbinsel. Die unter Handlung beschriebene Hintergrundgeschichte weiter zu verfolgen ist optional. Der oder die Spieler beginnen das Spiel am Wrack des abgestürzten Flugzeugs inmitten eines Waldes auf der Halbinsel. Zum Überleben müssen Frischwasserquellen aufgesucht, Nahrung durch Jagd, Sammeln oder Ackerbau beschafft und Gebäude und andere Vorrichtungen zum Schutz vor Umwelt und Gegnern errichtet werden. Dazu können die Bäume auf der Halbinsel gefällt und das Holz verarbeitet werden. Diverse weitere Ressourcen für Baumaterialien, wie herumliegende Äste und Steine, Gegenstände aus dem Gepäck der Passagiermaschine und Hinterlassenschaften der Einwohner stehen zur Verfügung.[3]
Das Spiel kann wahlweise im Einzelspielermodus oder mit bis zu sieben weiteren Spielern im kooperativen Mehrspielermodus über Steam gespielt werden. Strategien im Kampf gegen Kannibalen lassen sich dabei häufig nicht ohne Weiteres vom Einzelspielermodus auf den Mehrspielermodus übertragen.[1] Neben drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden, bietet The Forest auch einen alternativen Modus ohne Gegner, sodass der Spieler die Halbinsel ungestört erkunden oder sich auf das Sammeln von Ressourcen und errichten von Gebäuden konzentrieren kann, ohne dabei angegriffen zu werden.[1] The Forest ist kompatibel zu den Virtual-Reality-Headsets HTC Vive, Oculus Rift und Valve Index und kann – entsprechende Hardware vorausgesetzt – vollständig im VR-Modus gespielt werden.[4][5]
Die Halbinsel zeichnet sich durch bergiges Terrain, dichte Wälder und vielfältige Flora und Fauna aus, die dem Spieler als nachhaltige Rohstoffquellen dienen. Großzügige Landschaften mit Lichtungen, Küsten, Flüssen und Seen, schneebedeckten Bergen sowie dort lebende Vögel, Hasen, Rotwild, Schildkröten, Fische, Krokodile und weitere Tiere tragen zur Atmosphäre des Spiels bei. Besonders hochwertige Ausrüstungsgegenstände und Waffen lassen sich in den weitläufigen Höhlen unter der Insel finden. Ein in deutlich verkürzter Echtzeit verlaufender Tag-Nacht-Zyklus und unterschiedliche Wetterlagen erfordern eine gewisse Vorausplanung und Anpassung durch den Spieler.[3][6]
Die Bewohner der Halbinsel sind mehrere Stämme kannibalischer Eingeborener, die in Zelten aus Holz und in Höhlen leben. Sie bewegen sich für gewöhnlich in vier bis sieben Mann starken Patrouillen über die Halbinsel. Sie greifen die Spieler in ihrem Lager vorwiegend nachts an, während sie sich tagsüber meist darauf beschränken, die Spieler aus der Ferne zu beobachten. Später im Spiel errichten sie in der Nähe des Lagers der Spieler auch Statuen aus abgetrennten menschlichen Körperteilen, Holz, Stoff, Seilen, Knochen und diversen anderen Fundstücken. Die Kannibalen meiden Feuer und lassen sich mit Fackeln oder einem Lagerfeuer auf Distanz halten. Um größere Mengen angreifender Kannibalen oder besonders starke Mutanten abzuwehren, können Spieler diverse tödliche Fallen errichten.[3]
Die Gegner in The Forest zeichnen sich durch eine deutlich ausgeklügeltere und komplexere künstliche Intelligenz aus, als frühere Vertreter des Survival-Horror- oder des Survival-Genres. So lassen sich Interaktionen unter Kannibalen und Kannibalenstämmen beobachten. Sie sind in der Lage, sich gegenseitig im Kampf gegen die Spieler zu schützen, treten nach Verletzungen die Flucht an und tendieren dazu, bei Dezimierung einer Gruppe zunächst zu fliehen, um dann mit Verstärkung zurückzukehren. Innerhalb eines Stammes scheinen Kannibalen auch Informationen über den Aufenthaltsort der Spieler untereinander auszutauschen und gemeinsame Angriffe zu koordinieren. Unter den Kannibalen lassen sich unterschiedliche Typen mit jeweils anderen Aufgaben, Kampftechniken und hierarchischer Stellung innerhalb des Stammes beobachten. Je mehr Zeit die Spieler auf der Halbinsel verbringen, desto aggressiver werden auch die Kannibalen gegen diese vorgehen.[3][7]
The Forest verfügt über ein Inventar-System, über das der Spieler jederzeit Zugriff auf Waffen, Werkzeuge und Rohstoffe hat, die er während des Spiels aufsammelt. Je nach Gegenstand ist die Kapazität begrenzt, die mitunter durch weitere Taschen erhöht werden kann. Beim Öffnen des Inventars werden alle Gegenstände auf einer Decke ausgebreitet und sortiert über den gesamten Bildschirm dargestellt. Stirbt ein Spieler im kooperativen Mehrspielermodus, so bleibt am selben Ort ein Rucksack zurück, der das Inventar des Spielers zum Todeszeitpunkt symbolisiert. Dieser kann von anderen Spielern oder, nachdem der Spieler nach seinem Wiedereinstieg an dieselbe Stelle zurückgekehrt ist, wieder aufgesammelt werden. In der Mitte der Inventar-Ansicht befindet sich ein Bereich, in dem Gegenstände per Drag-and-Drop-Mechanismus platziert und so kombiniert werden können, um aus Einzelteilen neue Werkzeuge, Waffen oder Kleidung herzustellen. Wird ein erstes Teil in diesem Bereich abgelegt, erscheint eine Auflistung der Möglichkeiten und der jeweils notwendigen weiteren Komponenten.[3]
Darüber hinaus steht jedem Spieler ein Survival Guide genanntes Handbuch zur Verfügung, das Informationen rund um Spielmechanismen und Handlung zur Verfügung stellt. So finden sich darin Anleitungen zum Sammeln und erlegen von Nahrung, eine To-Do-Liste und Sammlung von Hinweisen im Bezug auf den Handlungsstrang sowie eine Übersicht der herzustellenden Gegenstände und zu errichtenden Vorrichtungen und Gebäude.[3]
The Forest wurde durch die Filme The Descent – Abgrund des Grauens und Nackt und zerfleischt und die Survival-Computerspiele Minecraft und Don’t Starve inspiriert.[6][8] Allgemein sei die Ästhetik von Exploitationfilmen der 70er und frühen 80er Jahre eine wesentlicher Einfluss gewesen und das Ziel eine ernsthafte und grausame Horror-Welt, in die zwei Spieler hineingeworfen werden.[9] Disney sei insofern eine Inspiration für das Spiel gewesen, als dass es nicht ausschließlich „dunkel und bedrückend“ sei.[6]
Als ausführender Produzent war Ben Falcone tätig. Das Entwicklerteam arbeitete zuvor an visuellen Effekten für Filme wie The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro und Tron: Legacy. Endnight Games begann die Entwicklung mit einer dreiköpfigen Belegschaft. Bei offizieller Veröffentlichung beschäftigte der Indie-Entwickler mehr als zehn Personen.[10] Das ursprüngliche Budget betrug 125.000 US-Dollar.[11]
The Forest basiert auf der Spiel-Engine Unity in Version 5.6.5f1.[12] Der Soundtrack zum Spiel stammt von Komponist Gabe Castro und besteht aus zehn atmosphärischen Ambient- bis Doom-Metal-Stücken abstrakter Textur von insgesamt etwa 40 Minuten Dauer. Über diese im Hauptmenü und während des Spielens im Hintergrund spielenden Stücke hinaus sind acht Songs im Electro-Stil der 80er-Jahre von etwa 30 Minuten Laufzeit enthalten, die im Spiel als Audiokassetten eingesammelt auf einem tragbaren Kassettenrekorder abgespielt werden können.[13][14] Die Tonträger sind mit fiktiven Band- und Titelnamen beschriftet. Nicht alle Stücke des Soundtracks sind im Spiel aufgegriffen worden.[3][15]
Die Alpha-Version wurde am 30. Mai 2014 als Early-Access-Spiel auf Steam veröffentlicht und in der Folge regelmäßig aktualisiert und um neue Inhalte ergänzt. Am 30. April 2018 erschien The Forest offiziell für Microsoft Windows. Während der jährlich stattfindenden PlayStation Experience wurde 2018 eine Version für PlayStation 4 von Sony und Endnight Games präsentiert. Diese Fassung erschien am 6. November desselben Jahres.[16] The Forest erschien exklusiv als herunterladbarer Titel. Eine Reihe unabhängig veröffentlichter Modifikationen erlaubt es Spielern, Spielmechaniken anzupassen und neue Funktionen zu ergänzen.[17]
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Das Spiel erhielt überwiegend positive Kritiken. Die Windows-Fassung erzielte einen Metascore von 83 aus 100 erreichbaren Punkten, basierend auf 16 Wertungen der Fachpresse, während die PlayStation-4-Version aggregierte 78 Punkte erreichte.[18][19] OpenCritic ermittelte eine Gesamtwertung von 81 aus 100 Punkten auf Grundlage von 22 Rezensionen.[25]
IGN äußerte sich begeistert von der komplexen künstlichen Intelligenz der Gegner und der zu entdeckenden Spielwelt mit ihrer Hintergrundgeschichte. Der Testbericht resümiert „The Forest verbindet Erkundung, Entdeckung und Kannibalismus in einem storyreichen Survival-Horror-Sandbox-Spiel“ (‚The Forest blends exploration, discovery, and cannibalism in a story-rich survival horror sandbox‘) und vergab 8,4 von 10 Punkten.[7] Im Test von Destructoid schnitt The Forest mit 9 von 10 Punkten ab. Dan Roemer vergab ein „Gütesiegel für hervorragende Qualität“ (‚a hallmark of excellence‘). Obwohl das Verhalten der Gegner durch die komplexe KI gelegentlich auch komische Situationen erzeuge, seien diese Mängel vernachlässigbar in Anbetracht des großen Spielumfangs.[21]
Rock Paper Shotgun lobt insbesondere die „wahnsinnig hübsche“ (‚ridiculously pretty‘) visuelle Aufmachung der Umgebung mit den aufwändig animierten Wildtieren darin und realistischen Wettereffekten. Während der ersten offiziell veröffentlichten Version noch weitere Fehlerbehebungen und kleine Verbesserungen hätten spendiert werden können, bliebe The Forest „eine große Leistung“ (‚a huge achievement‘) der Entwickler.[26]
GamesRadar+ zählte The Forest 2022 zu den „zehn besten Survival-Spielen“.[27]
Im November 2018 gab Entwickler Endnight Games bekannt, dass The Forest sich seit Beginn des Early-Access-Programms allein für Microsoft Windows über 5,3 Millionen Mal verkauft habe. Das Spiel sei in Anbetracht der ursprünglichen Finanzierungssumme von 125.000 US-Dollar ein klarer finanzieller Erfolg.[11]
Ein 2019 in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Eludamos veröffentlichter Beitrag untersuchte unterschiedliche Ansätze zur Erzeugung von unheimlicher Stimmung und das Wechselspiel zwischen Angst als fiktiver Emotion und Angst als Emotion des Spielers speziell in Indie-Spielen, darunter The Forest. Im Vergleich zu anderen Survival-Horror-Spielen gebe The Forest dem Spieler durch seine Crafting-Mechaniken und die umfangreichen Möglichkeiten zum Bau defensiver Strukturen wesentlich mehr Kontrolle über die Spielumgebung und das Spielgeschehen. Dies ließe die sowohl spielmechanisch als auch audiovisuell und erzählerisch dargestellte Bedrohung durch die kannibalischen Stämme bei zunehmender Spieldauer lächerlich gering wirken, sofern der Spieler in der Rolle des Eric LeBlanc sich nicht darauf konzentriere, seinen Sohn schnellstmöglich zu retten. Dann sei das Spiel nämlich durchaus auch in der Lage „eine ganze Menge Angst, sowohl als fiktive Emotion als auch als Emotion im Spiel“ zu erzeugen. Die weiteren in der Studie betrachteten Spiele sind Amnesia: The Dark Descent (Frictional Games, 2010), Neverending Nightmares (Infinitap Games, 2014) und Darkwood (Acid Wizard Studio, 2017).[2]
Spiele, mit denen The Forest häufig verglichen wird, sind unter anderen Subnautica, Green Hell, Ark: Survival Evolved, No Man’s Sky, Don’t Starve, Rust, Raft und Valheim.[28][29][30]
2019 kündigte Endnight Games den Nachfolger Sons of the Forest an.[31] Die Veröffentlichung war zunächst für 2021 geplant. Im Oktober 2021 wurde eine Verzögerung bis 2022 bekanntgegeben,[32] im August 2022 erneut auf den 23. Februar 2023 verschoben.[33] Der Nachfolger soll die Geschehnisse des ersten Teils aufgreifen und an diese anknüpfen.[34] Sons of the Forest soll für einen Verkaufspreis von rund 30 US-Dollar für Windows erscheinen.[35]